Jens ist heute Abend schnellen Schrittes auf dem Weg zum Gemeindehaus. Er beeilte sich, da es klirrend kalt war und der Wind durch jede Gasse pfiff und noch mehr kalte Polarluft mitbrachte. »Selbst die Katzen, die sonst immer hier rumstreunen, verstecken sich lieber drinnen …«, meckerte er vor sich hin, während er um die Ecke bog und nur noch ein paar Schritte von seinem Ziel entfernt war. Er blickte auf und sah durch die hell erleuchteten Fenster bereits die ersten Mitglieder des Gemeinderats im warmen Tagungsraum sitzen. Kurz vor der Tür angekommen, erreichte ihn eine heftige und eisige Windböe, die ihn dazu zwang, kurz stehen zu bleiben und seinen langen, warmen Lodenmantel festzuhalten. Jetzt hatte er aber keine Hand mehr frei, seinen Hut zu packen, den der Sturm ihm sofort vom Kopf riss. »Och neeee«, fing Jens an sich zu beschweren, als ihn die nächste frostige Böe erfasste und ihm durch die viel zu wenigen Haare auf seinem Kopf pustete. Er rannte hinter seinem Hut her, sah wie er um die Hausecke geblasen wurde, und stieß kurz danach fast mit Jutta zusammen, die ebenfalls auf dem Weg zur Gemeinde war. »Eieiei, Du hast es aber eilig Jens!«, entgegnete sie erschrocken. Jens wäre bei seinem Ausweichmanöver beinahe gestolpert und fing sich keuchend. »Mir hat der doofe Sturm den Hut weggeblasen!«, meckerte er keuchend und stützte sich auf den Knien ab. »Ich bin halt auch nicht mehr der Jüngste …«, dachte er und richtete sich wieder auf. Jutta lächelte ihn an, winkte mit dem Hut in der Hand und meinte: »Du brauchst Dich nicht weiter abzuhetzen, ich hab Deinen Hut vor Dir gefunden.« – »Puh, danke Dir! Dann lass uns jetzt aber zu den anderen gehen. Ich will nicht zu spät sein.«, entgegnete Jens, nahm den Hut entgegen und marschierte zurück zur beleuchteten und weihnachtlich geschmückten Eingangstür des Gemeindeshauses. Schulterzuckend drehte auch Jutta sich um und folgte ihm. »Jens, wie er immer ist«, sagte sie zu sich in Gedanken und schloss die Türe hinter sich, um den kalten Wind auszusperren.
Die Gemeinderatssitzung war unglaublich langweilig, empfand Jens. Es ging immer und immer wieder darum, welche Veranstaltungen im nächsten Jahr in der Gemeinde stattfinden können. Jeder von ihnen konnte seine Ideen einbringen. Er selbst hatte keine. »Ich weiß einfach nicht, warum alle immer irgendwas organisieren müssen, wo so viele Leute zusammenkommen. Man kann doch auch einfach Bäume pflanzen, da sehe ich niemanden und tue auch etwas Gutes.«, grummelte er stumm vor sich hin, während er aus dem Fenster blickte und zusah, wie der Sturm die Äste des Baums draußen durchschüttelte. Nur das Klingeln eines Handys riss ihn aus seinen Gedanken und er schaute sich um, wem das Handy gehört. Jutta saß am Gemeinderatstisch schräg gegenüber von ihm und kramte bereits in ihrer Handtasche. Als sie das Handy gefunden hatte und dran gegangen war, lauschte jeder instinktiv, ob er denjenigen oder diejenige am anderen Ende an der Stimme erkennen konnte – das klassische Dorfleben eben. Jens konnte aber nichts verstehen, Jutta war einfach zu weit weg. Aber selbst, wenn er das Gespräch hätte hören können, so hätte er doch nicht gewusst, wer es ist. Ein paar Minuten später war es allerdings auch schon beendet und Jutta meldete sich zu Wort: »Das war Martin. Er hat sich mega erkältet und hört sich gar nicht gut an.« Erst jetzt fiel Jens auf, dass Martin heute gar nicht anwesend war. »Gute Besserung.«, antworteten alle fast einstimmig, wobei Jens erst spät mit einstimmte. Daniela, die Bürgermeisterin des Ortes, fragte daraufhin in die Runde: »Wer kann denn dann die Organisation des Weihnachtsmarktes übernehmen, den wir dieses Jahr zum ersten Mal veranstalten wollen?« Als sie so in die Runde blickte, sah sie jeden instinktiv tiefer in seinen Stuhl sinken und wegblicken, doch Moment: Jens saß ganz aufrecht in seinem Stuhl und blickte nach vorne. »Jens, kannst Du die Organisation für den Weihnachtsmarkt von Martin übernehmen?«, fragte sie daraufhin mit einem hoffnungsvollen Lächeln. Jens, der gerade wieder den Baum im Wind beobachtet hatte und sich innerlich gefragt hatte, warum er überhaupt noch im Amt bleiben will, sah Daniela verdutzt an. »Ich hab gerade nicht zugehört, worum gings?«, antwortete er noch immer leicht abwesend, aber da redeten schon alle auf ihn ein: »Mega toll, wenn Du das übernehmen könntest!«, freute sich Monika sichtlich. Sebastian beugte sich vor und auch er meinte unglaublich euphorisch: »Vielen lieben Dank Dir Jens, dass Du den Weihnachtsmarkt organisierst!« Jens wollte etwas entgegnen und öffnete bereits den Mund, um lautstark abzulehnen, aber Daniela bestätigte alle indem sie mit einem tiefen Seufzer hinzufügte: »Dann haben wir die Plakate nicht umsonst aufgehängt.« Und so schloss er seinen Mund wieder. Die Sitzung dauerte noch etwas an, aber Jens hörte nicht mehr zu. Er sollte sich jetzt um den Weihnachtsmarkt kümmern und kam aus der Nummer nicht mehr raus. »Da hört man einmal nicht zu und schon darf man den doofen Weihnachtsmarkt organisieren …«, grantelte er lautlos vor sich hin, während er sich seinen langen Schal umschlug und den warmen Mantel anzog. Er verabschiedete sich und setzte beim Verlassen des Gemeindehauses seinen Hut wieder auf. Überrascht stellte er fest, dass es zwar noch immer kalt war, jedoch kein Wind mehr ging.
Zum ersten Mal entdeckte er zwei Straßen weiter an einer Straßenlaterne zwischen zwei Häusern auch das vorher von Daniela angesprochene Plakat mit der Ankündigung des Weihnachtsmarkts. Verwundert kratzte er sich am Kopf und überlegte, warum ihm das auf dem Hinweg nicht aufgefallen war. »Wann ist der eigentlich?«, fragte er sich und ging langsam auf das Plakat zu. Die Laterne verbreitete kein allzu helles Licht, es reichte aber aus, um das Schild lesen zu können. »Mhm – zwei Wochen also nur noch«, murmelte er vor sich hin, als ein junger Mann mit einem Kinderwagen den Gehweg entlang auf ihn zu kam. »Guten Abend, kommen Sie auch auf den Weihnachtsmarkt?«, fragte er und hielt an. »Ich weiß noch nicht, aber ich glaube, ich schau einmal vorbei.«, entgegnete Jens verwirrt und musterte ihn und das Kind im Kinderwagen. »Wir freuen uns schon unglaublich!«, meinte er fröhlich, verabschiedete sich und ging weiter. Den restlichen Weg schlurfte Jens missmutig nachhause und grübelte vor sich hin. »Wir freuen uns schon unglaublich!«, ging ihm der Satz des Mannes nicht aus dem Kopf. Er seufzte, öffnete das Gartentürchen vorsichtig, damit es nicht zu laut quietschte und ging in sein Haus.
Ausgeschlafen und nach einem reichlichen Frühstück, setzte sich Jens an den Küchentisch und holte einen Block und einen Stift aus der Schublade im Tisch. Er holte sich das Festnetztelefon vom Fensterbrett, das zudem mit zig ungelesenen Zeitungen bedeckt war und rief Martin an. Verschnupft und heiser nahm Martin ab und begrüßte Jens: »Guten Morgen Jens. Jutta hat mir erzählt, Du kannst die Organisation des Weihnachtsmarktes weitermachen.« – »Ja, das mache ich.«, grummelte Jens. »Was muss ich denn noch machen?« Und daraufhin fing Martin an zu erzählen. Jens kam mit dem Notieren gar nicht mehr hinterher. Einige Zeit und vollgekritzelte Notizblockseiten später hatte Martin alles erzählt und Jens fasste für sich zusammen, was es noch zu tun gab. »Einen Tannenbaum brauchen wir noch, die Beleuchtung dafür fehlt und zur Mühle, wo der Weihnachtsmarkt stattfindet, muss ich nochmal.«, zählte er an seinen Fingern mit gerunzelter Stirn auf.
Nach dem Mittagessen ging er auf direktem Weg zur Mühle und wollte sich selbst ein Bild davon machen, wo der Weihnachtsmarkt stattfinden sollte. Obwohl die Mühle am Ortsrand war, musste er nicht lange laufen, bis er sie erreichte. Er überquerte die Brücke über den kleinen Fluss, der sich durch den ganzen Ort schlängelte und schaute sich auf dem weitläufigen Platz vor dem Mühlengebäude um. »Platz sollte hier genug sein, um die ganzen Buden aufzustellen und in der Mitte noch eine Tanne hinzubekommen.«, dachte er laut, während er versuchte abzuschätzen, wie groß der Platz wirklich war. »Kann man Ihnen helfen?«, ertönte es hinter Jens von einer dunklen Stimme. Er drehte sich um und sah jemand auf ihn zukommen, der ganz wie ein Bäcker aussah. »Ja, durchaus.«, antwortete Jens und begrüßte den Mann mit einem Handschlag. »Martin hatte mit dem Müller bereits ausgemacht, dass hier der Weihnachtsmarkt stattfinden kann.«, erklärte Jens und machte eine weitläufige Armbewegung über den Platz. »Ach Du darfst jetzt das Spektakel organisieren?«, lachte der Mann und klopfte Jens auf die Schulter. »Ich bin Albert und mir gehört die Mühle hier.«, ergänzte er und Jens ärgerte sich über sich selbst, dass er ihn auf dem Mühlhof als Bäcker eingeordnet und nicht erkannt hatte. »Bist Du neu im Gemeinderat?«, fragte Albert. »Nein, ich mache das schon eine ganze Weile.«, antwortete Jens und die Frage, wie lange er das Amt noch ausüben wollte keimte wieder in seinem Hinterkopf auf. »Dann komm doch mal mit und schau Dir das Gebäude an. Da können wir auch noch zwei Stände reinstellen und die Leute können sich aufwärmen.«, meinte Albert und ging auf die Mühle zu. Jens folgte ihm und betrat das Gebäude durch eine wunderschön verzierte Flügeltüre aus Holz. Der Holzboden knarzte bei jedem Schritt und es roch etwas muffig nach einem alten Gebäude, aber Jens war beeindruckt. Er wohnte nun wirklich schon 30 Jahre in diesem Ort, aber noch nie war er hier gewesen – warum eigentlich nicht? Er sah sich um und entdeckte in einer Ecke einen Kachelofen. Als er darauf zu ging, spürte er die mollige Wärme auf seiner Haut. »Das ist echt ein guter Ort sich aufzuwärmen.«, sagte Jens zufrieden, während er seine kalten Hände dem Kachelofen entgegenstreckte. Die Tür neben Jens öffnete sich knarrend und eine Frau ebenfalls in weißen Klamotten entgegnete aus dem anderen Raum: »Das auf jeden Fall!« Durch die offene Türe konnte Jens in den Nebenraum spähen, der eine kleine Backstube zu sein schien und aus dem es köstlich nach frisch gebackenen Lebkuchen duftete. »Sophie, das ist Jens vom Gemeinderat, der von Martin die Organisation des Weihnachtsmarkts übernommen hat.«, sagte Albert zu Sophie. »Ach, das ist ja schön.«, entgegnete sie und kam aus der Backstube hervor. »Die Lebkuchen sind noch nicht fertig, aber ein paar Plätzchen könnt ihr probieren, wenn ihr wollt?«, meinte sie als der Wecker klingelte und sie auf dem Absatz wieder kehrt machte, um die Lebkuchen aus dem Ofen zu holen. So langsam dämmerte auch dem Griesgram Jens, dass ein Weihnachtsmarkt in dieser Mühle und auf dem Platz davor eine gute Idee gewesen war.
Die Tage vergingen und Jens traf sich noch immer etwas missmutig mit allen Leuten, die auf dem Weihnachtsmarkt etwas verkaufen wollen. Nach dem ein oder anderen Gespräch wurde er nachdenklich. »Wer kauft denn einen heißen Aperol auf einem Weihnachtsmarkt?«, wunderte er sich. »Hoffentlich machen die keine heiße Variante Bier.«, ergänzte er noch und verzog dabei die Miene, als hätte er zwei Zitronen auf einmal gegessen. Er freute sich aber umso mehr, dass die Metzgerei, bei der er immer seine Lieblingssteaks kaufte, auch auf dem Weihnachtsmarkt zu sein schien und Steaksemmeln anbieten möchte. Jetzt fehlte nur noch der Weihnachtsbaum für die Mitte des Platzes.
Heute, drei Tage vor dem Beginn des Weihnachtsmarktes, stand Jens beim letzten der umliegenden Christbaumverkäufern. Er hat schon seit Jahren keinen Christbaum mehr gekauft, da er für sich selbst nie einen brauchte. »Die sehen ja alle aus wie Korkenzieher-Haseln und nicht wie Weihnachtsbäume!«, ärgerte sich Jens. »Und zu klein und dafür so unglaublich teuer sind sie auch noch!«, rief er dem Verkäufer hinterher, während er verärgert zum Auto zurücktrottete. »Was mach ich nur, wenn wir keinen Weihnachtsbaum bekommen?«, grübelte er vor sich hin, während er auf dem Heimweg war. Zuhause angekommen rief er bei Daniela an und klagte ihr sein Leid, wie aussichtslos seine Suche nach einem Baum wäre. Sie meinte mit einer fröhlichen Stimme, er solle sich keine Gedanken machen, sie finden eine Lösung.
Am nächsten Tag rief Daniela ganz aufgeregt an: »Wir haben einen Baum gefunden!« Jens guckte verdutzt und merkte erst dann, dass Daniela das durchs Telefon gar nicht mitbekam, woraufhin er antwortete: »Ääh, okay? Wo denn?« – »Im Garten von Jutta steht ein großer Tannenbaum, der ihnen unglaublich im Weg umgeht. Wir können ihn sofort abholen.«, meinte Daniela weiterhin ganz aufgeregt. Und so fanden sich die beiden zwei Stunden später bei Jutta zuhause ein und begutachteten den riesigen Baum. »Der wäre wirklich schön auf unserem Weihnachtsmarkt«, meinte Daniela und ging begeistert um den Baum herum. »Du bist Dir sicher, dass Du ihn nicht mehr willst?«, fragte Jens, wandte seinen Blick von dem Tannenbaum an und schaute zu Jutta. »Nee, bloß nicht – das Monstrum wirft viel zu viel Schatten!«, entgegnete sie und blickte zur Baumspitze hoch.
Mit vereinten Kräften, einigen Traktoren und gefühlt der halben Ortschaft wurde der Tannenbaum noch an diesem Tag in Juttas Garten abgeschnitten und zur Mühle gebracht. Dort hatte Albert schon ein Loch auf dem Vorplatz gegraben, in das sie den angespitzten Stamm des Tannenbaums stellen konnten. »Jetzt haben wir ja auch gleich das Maibaum-Aufstellen erledigt«, lachte Albert, als er den Baum von ein paar Metern Abstand auf seinem Hof betrachtete. »Und nicht mal sooo schief«, antwortete Jens daraufhin trocken. »Jetzt sei doch nicht so ein Miesepeter Jens – übermorgen geht’s los und die Buden und der Baum sind da.«, wollte ihn Sophie aufheitern und zeigte auf den ganzen Platz. »Du hast ja Recht. Ich hoffe, das klappt alles.«, meinte Jens daraufhin und richtete seinen Hut auf dem Kopf zurecht.
Sie schmückten den Baum gemeinsam und hängten auch in den Fenstern der Mühle ein paar Lichterketten auf. Vor die Eingangstür zum alten Mühlengebäude und auch auf der Brücke über den kleinen Fluss, der an den Rändern mittlerweile leicht zugefroren war, stellten sie Laternen auf.
Und nun war der große Tag gekommen und der Weihnachtsmarkt sollte eröffnet werden. Es war ein sonniger, aber eiskalter Morgen und Jens stand schon morgens um 9 in seinen Mantel eingemummelt mit Schal und Mütze und nagelneuen Fellhandschuhen auf dem Vorplatz der Mühle. Außer ihm war noch niemand zu sehen und so ging er umher und betrachtete die einzelnen Buden. Er entdeckte schon den Stand der Metzgerei, sah aber auch eine Hütte neben der ein Kessel über einer Lagerfeuerstelle hing. »Das müssen die mit dem Glühwein sein.«, dachte er. »Oder die mit den komischen Getränken, die ich mir sicher niemals holen werde.«, kam ihm sofort danach in den Kopf und er verzog angeekelt sein Gesicht. »Was hast Du denn gerade gesehen, dass Du so eine Miene ziehst?«, lachte Sophie, als sie gemeinsam mit Albert aus ihrem Haus kam. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand einen heißen Aperol trinken mag…«, meinte er. »Waaas? Das ist doch mega lecker!«, antwortete Sophie verwundert. »Hilfst Du uns, schnell noch den Tisch drinnen herzurichten?«, fragte Albert als sie gemeinsam auf die Mühle zuliefen. »Klar, wir haben ja eh noch Zeit.«, meinte Jens mit einem Schulterzucken und packte mit an.
Als langsam Abend wurde, alle Verkäufer sind schon vor einigen Stunden eingetroffen, kamen die ersten Leute und schlenderten umher. Es duftete überall nach etwas Leckerem zu Essen und nach Glühwein, Kinderpunsch und anderen feinen Getränken. Jens ließ seinen Blick schweifen und sah, dass jeder Spaß hatte. Und so konnte er sich letztendlich doch ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sophie und Albert kamen auf ihn zu. Sophie balancierte drei Tassen mit einem dampfenden Getränk und Albert hatte für jeden eine unglaublich gut riechende Steaksemmel dabei. »Hier Jens, wir haben Dir auch was mitgebracht«, meinte Albert und streckte ihm einer der Steaksemmeln entgegen. Er bedankte sich und in Nullkommanix hatte Jens die Semmel verputzt und war zufrieden. Er wischte sich den Mund ab, lehnte sich gegen den Stehtisch, um den sie alle standen und griff abwesend zu seiner Tasse. Jens probierte einen Schluck und meinte verwundert: »Was ist das denn für ein Glühwein? Der schmeckt gut aber so anders.« Er setzte die Tasse ab und blickte fragend zu Sophie, die verschmitzt lächelte: »Du wirst es nicht glauben, aber das ist ein heißer Aperol.« – »Mhm okay, widererwartend echt lecker, auch wenn ich ihn mir selbst nie kaufen würde«, antwortete er mit einem sarkastischen Unterton, bedankte sich aber trotzdem.
Etwas später entdeckte er Daniela an einem anderen Stehtisch. Sie meinte »Ich finde, das hast Du super gemacht. Schau nur, wie jeder seinen Spaß hat.« – »Ja, das stimmt.«, entgegnete er und trank den letzten Schluck aus seiner Tasse. »Schade nur, dass es morgen schon wieder vorbei ist.«, meinte sie, nachdem auch sie ausgetrunken hatte. Jens schaute sie mit offenem Mund an. »Das alles hier war nur für ein Wochenende?«, fragte er fassungslos und zeigte auf den gesamten Weihnachtsmarkt. »Ja, so war es doch auch auf den Plakaten gestanden«, entgegnete Daniela verwundert. »Ich muss echt besser aufpassen …«, dachte Jens und ärgerte sich schon wieder über sich selbst. »Aber dann müssen wir erst recht Spaß haben, denn auch die Weihnachtszeit ist doch immer so kurz!«, freute sich Daniela. Sie nahm die beiden Tassen, ging hinüber zum Stand, der in einem Topf über dem offenen Feuer Glühwein zubereitete und kam mit zwei dampfenden Tassen wohlschmeckendem Glühwein zurück – richtigem Glühwein.
Eine Weihnachtsgeschichte von Dominik Auracher, Dezember 2022
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